Die Hexe

  Kürenberger  

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Sie träumt bei Nacht und Tage und hat sich vorgestellt, 
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Dass sie statt einer Hexe die schönste Frau der Welt. 
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Manch Zaubertrank hat sie gebraut, 
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Doch für die wahre Schönheit wächst leider noch kein Kraut


"Ich bin der Hexe gar so gut, steh da und gaff sie an. 
Was doch für lumpig schön Gesicht für Wirrwarr stiften kann. 
Jetzt weiß ich welch ein Narr ich bin, 
Doch geb ich voller Freude alles für sie hin."

Sie wohnt am Rand des Waldes, kennt jeden Kräuterstrauch. 
Nachts tanzt sie um das Feuer nach altem Hexenbrauch. 
Ich seh' ihr trauriges Gesicht. 
Die Bürger in der Kammer, die halten schon Gericht.

Den Wunsch nach and'rem Leben träumt sie schon lange Zeit. 
Doch Gottes Werk zu ändern ist keine Kleinigkeit. 
Oh Hex besinn dich deiner Macht. 
Schönheit ist Kraft des Tages, deine ist die Nacht:

Ein Raunen in den Gassen, die Angst im Volk geht um. 
Die Kirche fordert Opfer, kein Mensch fragt sich, warum. 
Dem Land droht eine Hungersnot. 
Die Bauern sammeln Reiser für ihren Feuertod.

"Nach vielen Zaubernächten da wurd' mir endlich klar, 
Dass auf dem Besen Reiten stets was Besond'res war. 
Jetzt flieg' ich übers Land dahin
Und spüre voller Freude, wie wunderschön ich bin."


(französischer Original-Text: François Villon, 
Deutsche Version, Die Streuner, vierte Strophe: Miriam Petzhold,
Melodie: François Villon (1431-1463))